Donnerstag, Dezember 26, 2024
LänderberichteDeutschlandLeere Corona-Betten in Schleswig-Holstein

Leere Corona-Betten in Schleswig-Holstein

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) hat sich im April 2020 nach allen Regeln der Kunst auf den erwarteten Ansturm der Corona-Patienten vorbereitet und seine Intensivbetten von 172 auf 362 aufgestockt. Es hat medizinisches Personal geschult und für circa 5,5 Millionen Euro Medizintechnik angeschafft. Was ausblieb, waren die Corona-Patienten. In der Woche der höchsten Auslastung – die erste Februar-Woche 2021 – wurden im Klinikum nur 65 Corona-Patienten intensivmedizinisch betreut. In vielen Monaten seit April 2020 lag die Auslastung bei unter zehn Patienten, teilweise sogar bei null.

In der Pressemitteilung zur Bettenaufstockung vom 1. April 2020 wird Prof. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, wird mit den Worten zitiert: „Es ist unser gemeinsames Ziel, für den bevorstehenden Anstieg von COVID-19-Patienten bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir sind dem Land dankbar für den unkomplizierten finanziellen Einsatz zur Sicherstellung der Intensivkapazitäten für die Patientinnen und Patienten.“

Gesundheitsminister Heiner Garg erklärte damals: „Die Verdopplung der Intensivbetten-Kapazitäten ist jetzt das Gebot der Stunde, um unsere Versorgungsstrukturen auf eine steigende Anzahl von COVID-19- Patienten vorzubereiten. Dabei nimmt das UKSH als Maximalversorger eine wichtige Rolle ein. Für die intensiven Bemühungen aller Beteiligten will ich mich ausdrücklich bedanken. Das Land ist gerade jetzt bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten auf die konstruktive Mitarbeit aller Einrichtungen angewiesen. Jetzt müssen alle an einem Strang ziehen!“

Das Klinikum investierte im Nachgang massiv in den Aufbau seiner Intensivkapazitäten. Sechs Stationen wurden personell und medizintechnisch aufgerüstet, um die Behandlung von Intensivpatienten zu gewährleisten. Das zusätzliche Anschaffungsvolumen für Medizintechnik lag bei bis zu 5,5 Mio. Euro. Dazu gehörten u.a. Ultraschallgeräte, Bronchoskopie-Einheiten, Dialysegeräte, Röntgensysteme, Beatmungstechnik, Monitoring und Infusionstechnik.

„Zusätzlich zum spezialisierten Personal auf den Intensivstationen werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Gesundheitsfachberufe aus anderen Abteilungen gezielt geschult und auf einen Einsatz im Bereich der Intensivmedizin vorbereitet. Gleichzeitig durchlaufen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachgebiete ein Einarbeitungscurriculum. Auch externe Ärzte sind aufgerufen, sich in den angebotenen Schulungen auf einen Einsatz in der Intensivmedizin vorzubereiten. Der Personaleinsatz auf diesen Stationen wird so koordiniert, dass jederzeit die höchstmögliche Expertise zur Verfügung steht.“, heisst es in der Pressemeldung.

Und weiter: „Die Pandemie droht auch Ärztinnen und Ärzten dramatische Entscheidungssituationen abzuringen. Angesichts der Krise ungekannten Ausmaßes muss ein wesentlicher Orientierungspunkt die Vermeidung von Triage-Situationen sein, in denen Ärzte im schwerwiegenden ethischen Konflikt zu entscheiden gezwungen wären, wer vorrangig intensivmedizinische Versorgung erhalten soll. Mit der medizintechnischen Aufrüstung des UKSH ist ein entscheidender Schritt getan, dass weder der Staat, noch der einzelne Arzt aufgrund einer Knappheit medizinischer Ressourcen bestimmen muss, welches Leben zu retten ist. Bei der Stabilisierung intensivmedizinischer Kapazitäten im bundesweiten Gesundheitssystem geht Schleswig-Holstein mit gutem Beispiel voran: Gelänge es allen 33 deutschen Universitätsklinika jeweils 180 Intensivbetten zu schaffen, stünden 5.940 Intensivbetten bereit. Zum Vergleich: In ganz Italien stehen rund 5.000 Intensivbetten zur Verfügung.“

Rückblickend wird deutlich: ein Bedarf an Intensivbetten in der vorgehaltenen Höhe bestand zu keinem Zeitpunkt.

Am 1. April 2020, als die massiven Aufbaupläne verkündet wurden, befanden sich im UKSH insgesamt 25 Corona-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Die Patientenanzahl stieg dann auf 29 (7. April 2020), um in den nächsten Wochen zwischen 26 und 11 Patienten zu mäandern. Bis zum 2. Juni 2020 fiel die Anzahl der Corona-Patienten auf Intensiv auf null Personen ab und verharrte dann bei deutlich null bis vier Patienten. Im Zeitraum 26. Oktober 2020 bis zum 1. Februar 2021 stieg die Patientenzahl von 11 auf 65 Patienten. Seitdem fällt sie wieder. Stand 29. März 2021 werden 28 Corona-Positive intensiv medizinisch betreut.

- Advertisment -

>>>>>