Freitag, April 19, 2024
WirtschaftBill Gates finanzierte auch neues Pandemie-Planspiel „Catastrophic Contagion“

Bill Gates finanzierte auch neues Pandemie-Planspiel „Catastrophic Contagion“

Ein Beitrag von Holger Gräf

„Catastrophic Contagion“ (dtsch: katastrophale Ansteckung) hieß das Planspiel-Szenario, dem führende Köpfe aus der Politik von insgesamt acht Staaten unlängst beiwohnten, darunter auch Deutschland. Mindestens 4 Millionen US Dollar hat Bill Gates zum Zwecke der Durchführung an die Johns Hopkins University überwiesen. Das ist mit einiger Wahrscheinlichkeit nur ein Bruchteil der Spendenbeträge, die für die Austragung des neuen Pandemie-Planspiels aufgewendet wurden. Der dadurch erkaufte Einfluss auf das Planspiel erweist sich allerdings schon bei oberflächlicher Betrachtung als substantiell: Die offizielle Website des Planspiels benennt zehn aktuelle oder ehemalige Gesundheitsminister als Teilnehmer, zudem auch Bill Gates in sogar leitender Rolle.

Das dramatische Szenario: In zwei lateinamerikanischen Staaten ist es zum Ausbruch einer mysteriösen Infektionskrankheit gekommen, ausgelöst durch ein so genanntes Enterovirus. Schnell bekommt die (völlig neuartige) Erkrankung auch einen Namen. Zur Einstimmung verkündet ein Teilnehmer des Planspiels in der Rolle eines Nachrichtensprechers den Ausbruch von „Seers“. Das Kürzel steht für „Severe Epidemic Enterovirus Respiratory Syndrome“.

Schnell werden mindestens 500 bestätigte Fälle von der WHO gemeldet. Man weiß noch nicht viel über die Krankheit, so weiter im Skript, aber eines weiß man schon zu Beginn ganz sicher: Jetzt muss schnell gehandelt werden! Erst handeln, dann nachschauen, dann nachdenken, scheint die Devise.

Die Parallelen zum Event 201, welches am 18. Oktober 2019 stattgefunden hatte, sind offensichtlich. Damals war das „Killervirus“, mit dem sich diese zukunftsweisende Simulation auseinandersetzte ein Coronavirus – kurz bevor im Frühjahr 2020 tatsächlich eine Corona-Pandemie erklärt wurde. Die Unterschiede aber lassen aufhorchen: Hatte man 2019 noch intensiv mit China zusammengearbeitet, fällt nun auf, dass im Jahr 2022 gar kein chinesischer Vertreter mehr an der Simulation teilnimmt. Auch auf Medienvertreter wurde verzichtet. Gerade diese standen bei Event 201 besonders stark im Fokus. Eine der zentralen Schlussfolgerungen, die aus dem Planspiel gezogen wurden:

„Regierungen werden mit Medienunternehmen zusammenarbeiten müssen, um geschicktere Maßnahmen zur Bekämpfung unerwünschter Informationen zu erforschen und zu entwickeln.

Dazu muss die Fähigkeit entwickelt werden, die Medien mit schnellen, genauen und konsistenten Informationen zu überfluten. […] Die Medienunternehmen ihrerseits müssen sich verpflichten, dafür Sorge zu tragen, dass amtlichen Botschaften Vorrang eingeräumt wird und dass unerwünschte Botschaften unterdrückt werden, auch mit Hilfe von Technologie.“

Eine Vorstellung, was das in der Praxis bedeutet, dürfte manch einer in den vergangenen drei Jahren entwickelt haben. Alle große Medienanstalten verkündeten im Grunde das gleiche Narrativ. Nur in äußerst seltenen Fällen fand sich ein mutiger Redakteur, der sich mit einer alternativen Sichtweise zu Wort meldete. Das waren Menschen wie Julian Reichelt, der zu dieser Zeit noch Chefredakteur der BILD war.

Unabhängige Medienportale scheiterten an dem Versuch, die breite Masse zu erreichen schon an den sozialen Netzwerken und konnten die entscheidende Reichweite außerhalb der eigenen Blase, unabhängig von der Qualität der Berichterstattung und Analysen, nicht erlangen. Wenige unerwünschte Nachrichten drangen an die Öffentlichkeit – unterdrückt mit Hilfe von Technologie.

Möglicherweise war man mit der effektiven und gründlichen Anwendung der geprobten Mechanismen der Informationskontrolle und -hygiene im Rahmen der Corona-Pandemie bereits ausreichend zufrieden, sodass dieser Aspekt in Catastrophic Contagion vernachlässigt werden konnte. Der Einfluss der Politik auf die entscheidenden Medienhäuser und Redaktionen ist etabliert.

Im Fokus von Catastrophic Contagion stand der Druck auf die Gesundheitsminister der Länder. Sie werden dazu angehalten, schnell und nachdrücklich zu handeln. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Zusammensetzung der eingeladenen Länder. Neben Deutschland sind dies Senegal, Ruanda, Nigeria, Angola, Liberia, Singapur und Indien. Abgesehen von Deutschland, handelt es sich also durchweg um Staaten, die bei der vermeintlichen Coronapandemie nicht durch besondere Vehemenz in der Umsetzung der „Eindämmungsmaßnahmen“ aufgefallen sind und Maskenpflicht, Abstandsregeln, Quarantäne oder Impfdruck weniger intensiv oder gar nicht zum Einsatz gebracht haben.

In der Beschreibung des Planspiels heißt es bezeichnenderweise: Die Teilnehmer wurden vor die Herausforderung gestellt, dringende politische Entscheidungen auf Basis unzureichender Informationen zu treffen.

Das aber ist eigentlich das Gegenteil von evidenzbasiertem Vorgehen und nicht nur retrospektiv eines der zentralen Probleme der Coronapolitik. Eine späte Einsicht und das Bitten um Verzeihung revidieren den angerichteten Schaden freilich nicht. Doch selbst die Einsicht sucht man noch zum heutigen Tage unter Politikern weitestgehend vergebens. Man bemüht sich bis heute, Fehler nicht einzugestehen, eingestandene Fehler klein zu reden oder politischen Kontrahenten strategisch unterzuschieben.

Dieses strukturell problematische Vorgehen des Primats der Handlung und darauffolgender Evaluation wird auch in Catastrophic Contagion zugrundegelegt. Aus der praktischen Erfahrung wissen wir, dass die nachträgliche Evaluation politischer Entscheidungen umso schwieriger ist, desto schwerwiegender die angerichteten Schäden sind.

Dies zeigt sich nicht einmal erst, seit der Datenanalyst Tom Lausen seine Analysen der Sterbedaten vorstellte (wir hatten in diesem Artikel darüber berichtet). Vielmehr ist das Problem fehlender Daten spätestens seit dem Bericht der Evaluierungskommission des Bundestages vom 01. Juli 2022 bekannt. Die äußerst problematische Datenlage war derart eklatant, dass FDP-Vize Wolfgang Kubicki unmittelbar nach dem Erscheinen des Berichts den Rücktritt von RKI-Chef Lothar Wieler forderte.

Nach den letzten Jahren erscheint der Impuls mancher Beobachter nachvollziehbar, dieses Planspiel als Auftakt eines weiteren Kapitels der tatsächlichen Umsetzung entsprechender Szenarien und Maßnahmen zu verstehen. Wenn Politik, Medien und Bevölkerung nicht erkennen, dass vorschnelle Reaktionen aufgrund fehlender Daten, falscher Kausalitätskonstruktionen und eine mangelhafte nachträgliche Evaluation schon während der Reaktion auf die Corona-Pandemie für die verheerenden Folgen dieser Politik verantwortlich waren, stimmt die Information, dass insbesondere das Handeln ohne klare Daten im Zentrum dieser jüngsten Übung stand, nachdenklich.

Doch auch jenen, die den Umgang mit der Corona-Pandemie als Umsetzung der Erkenntnisse des Event 201 verstehen, muss das Planspiel Catastrophic Contagion nicht unbedingt als prophetisches Ereignis für 2023 gelten. Manches von dem, was wir in den vergangenen drei Jahren erleben mussten, finden wir nicht etwa in dem Event 201 wieder, sondern erkennen die Elemente in einem viel älteren Planspiel mit dem vielsagenden Namen „Lockstep“ (dtsch.: Gleichschritt). Die meisten Maßnahmen waren in diesem Planspiel bereits im Jahr 2010 konzipiert worden. Die Liste der Ergebnisse des Events spricht für sich:

  1. Die Pandemie führt zu einer globalen Panik.
  2. China wird besonders hart durchgreifen und weltweit zum Vorbild genommen.
  3. Es wird eine Maskenpflicht eingeführt und Stück für Stück ausgebaut.
  4. Es wird eine autoritäre Kontrolle geben, die auch über das Ende der Pandemie hinausreichen wird.
  5. Die Bürger werden in einem solchen Szenario freiwillig ihre Freiheiten aufgeben.
  6. Mit breitem Widerstand ist frühestens nach zehn Jahren zu rechnen.

Die letzten drei Jahre waren also geprägt von Maßnahmen, die in mehreren vorhergehenden Planspielen entwickelt wurden. Im Jahr 2010 wurde mit Lockstep das Paket autoritärer Maßnahmen konzipiert, während in 2019 das hauptsächliche Augenmerk auf der Rolle der Medien lag. Der Fokus des jüngsten Planspiels scheint auf jenen Staaten zu liegen, die seit 2020 nicht strikt genug in der Umsetzung der Maßnahmen waren. Während der nächsten erklärten Gesundheitskrise sollen auch diese Länder schnell entsprechend internationalen Standards reagieren – und erst nachträglich evaluieren. Überdeutlich sehen wir daran, dass eine Wiederholung übergriffiger Maßnahmenpakete zur Eindämmung überschätzter Gesundheitsgefahren auf dem Wunschzettel der Planspielergestaltern ganz oben stehen.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der 2020news Redaktion.

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