Donnerstag, Mai 2, 2024
LänderberichteDeutschland2G - ene, mene, muh! - und raus bist Du!

2G – ene, mene, muh! – und raus bist Du!

Eine Innensicht aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Wir sitzen in einer Bar, auch wenn es nur die Wohnzimmerbar eines Freundes ist, es ist spät, aber was bedeutet schon spät heutzutage. Manch einer von uns konnte nicht viel schlafen, seit die Intendantin des rbb, Patricia Schlesinger, in ihrer Weihnachtsbotschaft die 2G-Regel verkündete, den Sendebetrieb könne man nur mit dem Ausschluss Ungeimpfter schützen, denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei Teil der kritischen Infrastruktur, und mit den Worten schließt, „gemeinsam schaffen wir’s!“ 

Teile und herrsche – wir haben es nicht verhindern können, als kleine Rädchen im großen Medienbetrieb.

Es hat alles schon viel früher angefangen, mit der Berichterstattung zu Pegida und auch davor, als wir als „Lügenpresse“ angeschrien wurden, aber was erwartet man auch, wenn Sender ihre Teams unter Begleitschutz auf die Straße schicken.

Das ‚Wir schaffen das’ schallte uns entgegen als Ohrfeige, doch wie, so dachte mancher Demonstrant, wenn alles andere im Argen lag: ein kaputtgespartes Bildungssystem, exorbitante Mieterhöhungen und Arbeitsplatzabbau. Die Sorgen der Demonstrierenden interessierten niemanden; es galt, den Wutbürger zu framen, wie heute, wenn abertausende Menschen friedlich spazieren gehen und gegen die Impfpflicht demonstrieren. Aber halt, „es sind ja nur ein paar hundert“, glaubt man den öffentlich-rechtlichen Medien. Aber genau hier liegt das Problem, der Glaube und das Vertrauen sind schon längst verloren gegangen.

Früher war es etwas Besonderes, bei den Öffentlich-Rechtlichen zu arbeiten, doch der einstige Nimbus ist zerbröckelt. Dabei hat ein jeder, der hier heute zusammensitzt, hart für seine Karriere gearbeitet: in langen Schichten, an Feiertagen, an Heiligabend, um vielleicht an dem einen Beitrag teilzuhaben, wenn zum Beispiel ein Prominenter wieder die Obdachlosen bewirtet oder eine Ärztin im Bahnhof ihre Schützlinge versorgt. Für solche Beiträge hat man gerne auf den eigenen Heiligabend verzichtet; denn es ging einmal um etwas.

Wir können die Unverschämtheit noch immer nicht fassen. Langsam zog sich die Schlinge zu, erst das tägliche Testen in den verschiedenen Sendern, dann waren plötzlich nur noch Tests von außerhalb gültig, dazu die anzüglichen Bemerkungen: „wie bitte, du bist noch nicht geimpft“, „völlig unverständlich, es gibt jetzt doch genug Impfmöglichkeiten“, „es kann doch nicht sein, dass Du hier so unsolidarisch gegenüber den anderen handelst und Deiner Pflicht nicht nachkommst!“, „wer hier arbeiten will, der muss sich impfen lassen“.

Früher gab es eine Bar, die den Namen des Fisches trug, aus dessen Becken wir es gerade wieder einmal heile herausgeschafft hatten, diese steuerten wir an, um manchen Einsatz zu verarbeiten, egal ob nach einer 16 stündigen Schicht für ein „Making-off“ mit einem Popstar oder nach nächtelangem Herumstehen in Eiseskälte an roten Teppichen oder vor Parteizentralen, der Boulevard war unser.

Doch das, was wir seit zwei Jahren erfahren, stellt ein bewegtes Medienleben in den Schatten. Mit bekannten Methoden des politischen Systems wird nur die eine „Wahrheit“ verkündet und ein Klima der Angst geschaffen.

Wir klammerten uns an unseren medienrechtlichen Auftrag und wollten zeigen, was ist; denn das schuldeten wir unseren Zuschauern und Zuhörern, die uns bezahlten. So freuten wir uns, wenn dann die eine oder andere kleine Botschaft doch gesendet wurde, maskentragende Pressevertreter vor demaskierten Politikern, oder hier und da mutige Abgeordnete, beispielhaft herausgehoben sei hier eine Abgeordnete, die sowohl innerhalb als auch ausserhalb ihrer eigenen Partei permanentem Gegenwind ausgesetzt ist und diffamiert wird.

Doch davon gab es viel zu wenige und schnell starb die Hoffnung, auf eine faire und ausgewogene Berichterstattung. 

Eine Begegnung ist uns in besonderer Erinnerung. Ein Meinungskundgeber aus Süddeutschland, der in die Hauptstadt kam, um in Einzelgesprächen mit Politikern angesichts der Maskenpflicht demokratische Standards anzumahnen und auf die Widersprüchlichkeit der Maßnahmen mit Slogans, wie; „Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit“, hinzuweisen, zeigten uns, nicht allein zu sein. Und dieser Meinungskundgeber wollte wissen, „ob unsere Kollegen wirklich das glauben, was sie tagtäglich über den Sender propagieren“. Zu unserer Schande mussten wir ihm eingestehen, dass die meisten wirklich daran zu glauben scheinen und sich an der politischen Mission, über den „Killervirus“ aufzuklären, inbrünstig beteiligen. 

Können die entstandenen Gräben wieder zugeschüttet werden?

Mit der 2G-Regelung in einigen Sendeanstalten der ARD, insbesondere dem BR, dem rbb und dem ARD-Hauptstadtstudio, scheinen die Funktionsträger sowohl eigenen Interessen zu folgen als auch die Erwartungen der Politik zu erfüllen. Wie mag zum Beispiel vor diesem Hintergrund eine ausgewogene Berichterstattung über die kommende Impfpflichtdebatte im Deutschen Bundestag aussehen?

Mit der Weihnachtsbotschaft „Gemeinsam schaffen wir es!“ wird nicht nur die Gruppe der ungeimpften Mitarbeiter abgestraft, die fortan von zu Hause aus, wenn überhaupt möglich, arbeiten und erst geimpft wieder zurückkehren dürfen. 

Der Kommentar einer jungen Redakteurin war der Dammbruch, fortan wurde Hass und Häme ungestraft über die Gruppe der Ungeimpften ausgeschüttet. Ein weiteres Merkmal für Verfehlungen von Politik und Medien ward kreiert. 

„How dare you!“ würde hier in diesem Zusammenhang wirklich passen.

Ob das legal ist, wen schert es, man erzählt sich hier, dass der Personalrat sich von der Geschäftsleitung zur nächsten Sitzung vertrösten lassen soll,  in der Hoffnung, dass dann schon die gesetzlichen Grundlagen stimmen, nämlich die Einführung der Impfpflicht.

Die Möglichkeit momentan die 2G-Regelung als Instrument für Arbeitsplatzabbau zu nutzen, sollte die geimpften oder genesen Mitarbeiter nicht in Sicherheit wiegen, der Weg in die Nachrichtenzukunft ist trimedial.

Ein Diskurs findet aber kaum statt. Man bedient sich der modernen Kommunikation des Intranets. Wir erfahren von Kollegen, dass dort auf den Kommentar eines Mitarbeiters, über schwere Impfnebenwirkungen, nicht eingegangen wird und ein anderer Kommentar, mit dem Hinweis auf die Untersuchungen der renommierten Professoren Burkhardt und Lange, zur zweiten Pathologiekonferenz, als unseriöses Rentnergerede abgetan wird, dafür verlinkt man auch noch gleich einen Faktencheck. Denn man scheint es ja besser zu wissen, als die genannten Professoren und vielen anderen renommierten Wissenschaftlern im In- und Ausland. Ein anderer Kommentar kreiert die „Schweizer Käsesscheibe“:

„1.Scheibe: Geimpfte stecken sich weniger leicht an als Ungeimpfte.

2.Scheibe: Infizierte Geimpfte sind weniger ansteckend als Ungeimpfte.

3.Scheibe: Ansteckende Kolleg*innen (ob mit oder ohne Impfung) werden zu 60-90% per Test erkannt. 

Da nun Omikron die Käsescheiben 1 und 2 löchriger macht, ist ein Test auch für Geimpfte eine sinnvolle Maßnahme. Und da bei Ungeimpften die Scheiben 1 und 2 komplett fehlen und von ihnen 10-40% Infizierte auch beim Test nicht auffallen, ist auch die jetzt eingeführte 2G-Regelung während der gerade erst anlaufenden Omikron-Welle nachvollziehbar.

Was für ein Käse!

Wir sind gespannt, wie der rasante Anstieg positiver Testergebnisse bei geimpften und geboosterten Kollegen seit Einführung der 2G Regel erklärt werden wird.

Vielleicht eine Chance auf eine differenzierte Berichterstattung?

Wird der öffentlich-rechtlichen Rundfunk sich wieder auf grundrechtliche und medienrechtliche Verpflichtungen besinnen? 

Wir können es nur hoffen!

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