Ein Beitrag von Holger Gräf
Knapp 15 Jahre nach der spektakulären Pleite der Lehman Brothers Bank, die seinerzeit zu einem weltweit spürbaren Beben in der Finanzwelt führte, ereignete sich nun am Freitag, dem 10. März 2023 ein vergleichbares Ereignis.
Hierbei war die sechzehntgrößte Bank der USA beteiligt. Es handelt sich um die Silicon Valley Bank, die vorrangig für die Ausstattung von Tech-Startups mit Risikokapital zuständig war. Nach einem sogenannten Bank Run (einer fluchtartigen Entziehung der Mittel durch Kapitalanleger und Kontoinhaber), hatte eine kalifornische Aufsichtsbehörde die Bank am 10. März geschlossen und ihr restliches Kapital vor weiteren Zugriffen gesichert.
Der Vorfall gilt als der zweitgrößter seiner Art seit Bestehen der USA. Welche Auswirkungen er auf die weltweite Finanzbranche hat, ist derzeit noch nicht abzusehen, er scheint aber beträchtlich zu sein. Während die Aktienwerte der betroffenen SVB um 60% einbrachen, fielen zeitgleich auch die Aktienkurse weiterer Finanzinstitute. Noch beschränken sich die Auswirkungen jedoch auf die USA.
Ursache des Zusammenbruchs war augenscheinlich eine zu schnelle Erhöhung der Leitzinsen durch die Federal Reserve. Die dadurch finanziell angeschlagene Bank sah sich gezwungen, Reserven in Form von Staatsanleihen zu liquidieren. Da diese jedoch noch nicht an ihrem Laufzeitende angelangt waren, konnten sie nur mit erheblichen Verlusten veräußert werden. Das verbleibende Finanzloch sollte mit einem Darlehen gestopft werden, welches jedoch nie zustande kam.
Diese Umstände hätten die Bank wohl finanziell ins Trudeln gebracht, aber noch nicht vollends zu Fall gebracht. Es war der schlussendliche Bank Run, der ihr Schicksal besiegelte. Was oder wer hatte den Bank Run nun aber ausgelöst? Es ist kaum bekannt, aber Impulsgeber für den Bank ist einer der mächtigsten und einflussreichsten Männer der USA.
Dieser Mann ist Peter Thiel. Thiel ist eine schillernde Persönlichkeit. Einst Mitgründer des Internet-Zahlungsabwicklers Paypal, profitierte er 2002 von dessen Verkauf an ebay. Thiel und sein Geschäftspartner Elon Musk kassierten für den Verkauf seinerzeit die unglaubliche Summe von 1,5 Milliarden US Dollar. Während Musk seinen Anteil in Space X und Tesla investierte, gründete Peter Thiel eines der umstrittensten Unternehmen überhaupt: Palantir Technologies.
Dabei handelt es sich um eine Softwareschmiede, die sich auf hochentwickelte Spionagesoftware für Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden spezialisiert hat und an der u.a. auch die CIA beteiligt ist. Sein Flagschiff, eine Applikation mit dem Namen Palantir Gotham, ist eine Spionage- und Datamining Software, die nicht nur in der Lage ist, alles herauszufinden, was öffentlich ist, sondern sich auch Zugang zu nicht öffentlichen Quellen verschafft. Eine implementierte künstliche Intelligenz ist dabei in der Lage, Zusammenhänge zu finden, die einem menschlichen Analysten entgehen würden.
Doch Thiel ist nicht nur einer der einflussreichsten Figuren im Hintergrund, er betätigt sich auch als Influenzer. Als solcher gibt er seinen Followern Finanztipps.
Am Mittwoch, den 08. März 2023 zog Thiel all seine Mittel von der Silicon Valley Bank ab und empfahl seinen Followern, es ihm gleichzutun. Das löste den Bank Run aus, welcher der Bank den Todesstoß gab.
Ob das Ereignis lokal bleiben wird oder ob es sich, wie seinerzeit im Jahre 2008, zu einem Flächenbrand entwickelt, kann derzeit noch nicht abgesehen werden, da noch längst nicht alle Verflechtungen mit anderen Banken offenbar sind. Kunden allerdings, die beim Bank Run zu spät kamen, könnten ihr Geld verloren haben. Wie schon am Samstag bekannt wurde, waren die meisten Einlagen nicht versichert, da das Versicherungslimit bei 250.000 Dollar liegt.
Etablierte Unternehmen, wie Facebook und andere, dürften von der Krise nicht betroffen sein. Gerade Facebook hatte in seiner Anfangszeit direktes Investitionskapital von Thiel erhalten.
Für kleine, im Aufbau befindliche Startups, führt die Bankenpleite möglicherweise zum Aus. Ihnen fehlen nun die finanziellen Mittel, um Büros und Mitarbeiter zu bezahlen. Für ihre Mitarbeiter ist der Vorfall doppelt schlimm. Sie könnten nicht nur ihre Jobs verlieren, sondern waren auch selber oft kontoführende Kunden der Bank.