Samstag, Dezember 28, 2024
Nicht kategorisiertDas Oster-Debakel - Ein Hauch von Freiheit weht durchs Land

Das Oster-Debakel – Ein Hauch von Freiheit weht durchs Land

Ein Beitrag von Cluse Krings

Kaum etwas ließe sich zum Thema „Corona“ sagen, dass nicht längst schon ausgesprochen wäre. Nach mehr als einem Jahr Krise stehen zwei Lager sich statisch und unversöhnlich gegenüber: Jenes, das brav Maske trägt und jede „Maßnahme“ klaglos einhält. Und das, dem die statistisch unsauberen Zahlen der Regierung aufstoßen. Doch das diesjährige „Osterwunder“ verflüssigt unverhofft die bislang scharfe Grenze zwischen beiden.

Die Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich im Wesentlichen darin, dass einmal die Angst vor einem — immer noch weit gehend unerforschten — Virus im Zentrum ihres Denkens steht, einmal die Furcht vor den wirtschaftlichen Konsequenzen der politischen Vorgaben. Je nachdem wo jemand seine Priorität setzt, erscheinen ihm die staatlichen Eingriffe in unser Leben gerechtfertigt, möglicherweise nicht einmal scharf genug, oder übertrieben und nähren die Befürchtung, dass das Kind gewissermaßen mit dem Bade ausgekippt werde, dass die vor dem Virus Geretteten hernach in Armut dahinvegetieren müssten.

Doch die Ereignisse der vergangenen Tage könnten die Lagerbildung aufbrechen, was sich als Segen für die Gesellschaft insgesamt erweisen würde. Da traf sich die Runde der Ministerpräsidenten und -präsidentinnen mit der Bundeskanzlerin zu einem Chat. Was der Anlass für diese Video-Konferenz war, können die Teilnehmer heute wohl selbst nicht mehr so genau sagen. Das Vorgehen für die kommende Zeit war ja bereits auf der vorherigen Schalte festgelegt worden, die so genannten „Inzidenzen“, bei denen Lockerungen oder Verschärfungen automatisch greifen sollten. Diese Regelungen waren als verlässlicher Leitfaden ausgegeben worden, der Planungssicherheit fürs Frühjahr geben sollte. Viele Bürger erblickten einen Hoffnungsschimmer am Horizont nach Monaten eines sich ständig verlängernden Lockdowns. Denn unter diesen „wissenschaftlichen“ Kriterien war nur erstmals wieder ein Urlaub von der Daueranspannung möglich. Ein wenig normales Leben, sogar mit Sonne und Strand. Ein Flirt in ungezwungener Atmosphäre. Oder ein gemeinsames Wundenlecken und Zueinanderfinden der Paare bei einem Spaziergang entlang des Flutsaums. Ein Luftholen für die ganze Familie. Dieser „verlässliche Leitfaden“, das muss um der Ehrlichkeit Willen erwähnt werden, stieß auf nicht allzu große Gegenliebe bei den Gewerbetreibenden. Er hätte erstens bedeutet, dass die „Inzidenz“ von 50, auf die seit Monaten hingearbeitet wurde, nun völlig beliebig auf 35 herabgesetzt wurde und weitere Verluste bescherte. Zweitens hätten die Läden quasi im Dreitagestakt öffnen und schließen müssen. Wer könnte eine Personalplanung für solch ein Schema leisten? Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage wäre weiter verschärft worden. Dennoch biss man tapfer die Zähne zusammen.

Die Aussicht auf ein wenig Erleichterung durch ein paar Tage Ferien stieß vor allem in Bayern in Medien und CSU-Landespolitik praktisch unisono auf Kritik. Dabei wären die Urlauber in ein Niedrigst-„Inzidenz“-Gebiet gefahren und hätten überdies mehrfach getestet werden sollen. Eine Gefahrenlage war nicht zu erkennen. Der Umstand aber, dass die Menschen sich selbst von der Bürde staatlich verordneter Maßnahmen hätten befreien können, mag den Ausschlag gegeben haben für den Impetus der Ministerpräsidentenrunde und ihrem Ausgang. Schließlich war jedes gebuchte Ticket, um es in den Worten Willy Brands zu sagen, eine Abstimmung mit den Füßen. Die virtuell versammelten Damen und Herren jedenfalls ließen sich dazu hinreißen, die Daumenschrauben noch ein wenig weiter anzuziehen. Dazu fiel ihnen die Einführung eines weiteren christlichen Feiertags ein. Eine Sitzung also, deren Ergebnis schnell und schmerzlos in einer Halben Stunde hätte vorliegen können, indem man alles belassen hätte, wie es war, geriet wieder einmal mehr zu einem Nacht-Marathon.

Dieses Mal aber presste niemand mehr die Lippen aufeinander. Die Wirtschaftswelt widersprach laut und unüberhörbar. Auch der brave Staatsbürger sah gestern Abend klar: Die regierungsamtlich verordneten Restriktionen waren beliebig. Frau Merkel hätte Deutschland für die kompletten Ostertage zusperren wollen. Als das Allensbach-Institut ihr jedoch meldete, die Zustimmungswerte der CDU/CSU seien auf ein historisches Allzeittief gesunken, ging es ganz plötzlich auch ohne „Ruhetage“.

Das Was-wäre-wenn-Spiel

Während Sie diese Zeilen lesen, machen Sie doch einmal in Gedanken ein Experiment. Entspannen Sie sich für einen Moment von dem, was uns gerade treibt. Nein, tun Sie nicht nur als ob. Lehnen Sie sich zurück, geben Sie Ihr Gewicht an den Stuhl oder Sessel ab, öffnen Sie den oberen Knopf, atmen Sie langsam und sehr tief durch die Nase, lassen Sie die Schultern sinken. Und dann reisen Sie in Ihrer Phantasie in eine imaginäre Zukunft, an den Grün-Donnerstag vor Ostern, den es so nicht geben wird. Stellen Sie sich vor, Frau Merkel hätte die Allensbach-Studie nicht erreicht. Und sie hätte ihre Entscheidung vom Vortag nicht zurückgenommen. Hätten Sie persönlich dann frag- und klaglos bei den neuerlichen Einschränkungen mitgemacht? Hätten Sie sie gegenüber Kritikern verteidigt? Als notwendig? Und nun, da das Gegenteil verordnet wurde: Mit wie viel innerer Überzeugung gehen Sie an Donnerstag vor Ostern ins Geschäft? Ist das dann gebotener? Unbedenklich? Ungefährlicher?

Sie verstehen, was ich sagen will: Wie wäre es — als Gedankenexperiment — wenn wir alle wieder Herr unserer eigenen Entscheidungen würden. Natürlich will niemand sich mit diesem Virus infizieren, ganz gleich als wie gefährlich wir es einstufen. Also wird und kann jeder Einzelne entscheiden, wo er hingeht oder eben nicht hingeht, ob er sich schützt oder nicht. Ich für meinen Teil habe die Krankheit hinter mir. Mit „mittel-schwerem Verlauf“, wie die Ärzte sagten. Und glauben Sie mir, „mittel-schwer“ bedeutete nicht „leicht“. Ich habe mich der Kontaktverfolgung verweigert. Zwischen mir und meinen Freunden haben staatliche Stellen nichts verloren. Jeden Einzelnen habe ich angerufen, mit dem ich in der Woche vor dem Positiv-Ergebnis zusammen war. Einige haben daraufhin ihrerseits einen Test gemacht. Andere haben abgewartet, ob sie Symptome entwickeln. Zu meiner Erleichterung hatte ich niemanden angesteckt. So sieht ein verantwortungsvolles selbstbestimmtes Leben aus.

Und so könnten wir es alle handhaben. Es gibt wieder Reisen, Urlaub, die Geschäfte öffnen, niemand muss wegen „Corona“ in Konkurs gehen. Das Ergebnis wird sich am Ende nicht sehr unterscheiden von dem, was Parteitaktiker hinbekommen. Aber wir nehmen uns wieder in den Arm. Wir tanzen und feiern und passen aufeinander auf. Frohe Ostern.

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