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Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Rechtsanwältin Viviane Fischer im schriftlichen Interview mit dem Tagesspiegel. 

Der Journalist Sebastian Leber hat RAin Viviane Fischer am 12. Januar 2021, um 18:51 Uhr mit Fristsetzung zum 13. Januar 2021, 12 Uhr, den nachstehenden Fragenkatalog übermittelt, nachdem er ein Interview bezüglich des Corona-Ausschusses und der Baselinestudie angefragt hatte. RAin Viviane Fischer nimmt zu den aufgeworfenen Fragen wie folgt Stellung.

Sebastian Leber: Weshalb verheimlichen Sie bei Ihren öffentlichen Auftritten als Rechtsanwältin Viviane Fischer, etwa im „Corona-Ausschuss“, dass Sie die Hutmacherin Rike Feurstein sind?

Viviane Fischer: Ich freue mich, dass mir Ihre Frage Gelegenheit gibt, diese für mich persönlich wichtige weitere Facette meines Lebens nach aussen zu kommunizieren. Im Corona-Ausschuss spielen bei all den juristischen und medizinischen Fragestellungen, bei all den Problemdiskussionen die Ästhetik und die schöpferische Kraft leider so gut wie nie eine Rolle. Mich in diesem Kontext nun als Hutmacherin in Szene zu setzen, hätte aus meiner Sicht ganz und gar fremdkörperhaft gewirkt. Weil ich aus dem Chatverlauf unserer Sitzungen aber weiss, dass einige Zuschauer schon thematisiert haben, dass ich designnäher wirke, als man bei Jurist:innen landläufig erwartet, ist es erfreulich, dass ich nun auf diesem Wege das Bild abrunden kann. Ja, ich bin auch Hutmacherin. Ich habe mein Handwerk in London und New York erlernt. Mein Label trägt den Namen Rike Feurstein. Feurstein ist mein Geburtsname. Und Rike ist mein zweiter Rufname. Der Name Feurstein hat für mich eine ganz besondere Bedeutung, wie ich im Corona-Ausschuss vor Weihnachten näher ausgeführt habe. Mein Großonkel war der katholische Stadtpfarrer Monsignore Dr. Heinrich Feurstein, der sich in mehreren Predigten entschieden gegen den Zweiten Weltkrieg und die Ermordung der Behinderten und psychisch Kranken durch die Nazis im Rahmen der Aktion T-4 (Vernichtung „lebensunwerten“ Lebens) gewandt hat. Mein Großonkel ist 1942 in der Haft im Konzentrationslager Dachau verstorben. Nach dem Krieg ist er als Glaubenszeuge in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen und selig gesprochen worden. In Donaueschingen ist eine Schule nach ihm benannt.

Sebastian Leber: Weshalb stellen Sie sich stets als “Rechtsanwältin und Volkswirtin” vor, aber nennen nicht Ihre Tätigkeit als Hutdesignerin?

Viviane Fischer: Ist es nicht schon mehr als genug, dass ich die Doppelqualifikation Rechtsanwältin und Diplomvolkswirtin habe? Für mein Ego brauche ich es nicht, aller Welt mitzuteilen, dass ich zudem ein sehr schönes und seltenes Handwerk erlernt habe.

Sebastian Leber: Welche Vorteile versprechen Sie sich davon?

Viviane Fischer: Der entscheidende Vorteil ist die Fokussierung auf das, was aktuell wesentlich ist. Die Aufgabe des juristischen Corona-Ausschusses ist es, eine sachliche Analyse des Virusgeschehens und der Auswirkungen der Massnahmen durchzuführen. Hierfür sind die Qualifikationen Rechtsanwältin und Diplomvolkswirtin wichtig und hilfreich. Wen interessiert es in diesem Zusammenhang, dass ich nun zufälligerweise auch noch Hutmacherin bin? Stellen Sie sich vor, ich würde mich im Ausschuss darüber verbreitern, dass ich für eine Kappe einen Red Dot Design Award gewonnen habe, dass meine Hüte schon mindestens 10 mal in internationalen Vogue-Magazinen veröffentlicht wurden, dass Victoria Beckham einen meiner Hüte aus einer Auswahl von 500 Hüten anderer Designer für sich gewählt hat, dass ich meine Kollektionen auf der Berlin Fashion Week präsentiert habe und dass meine Hüte und Mützen u.a. im (zu Beginn der Corona-Krise in die Insolvenz gefallenen) Luxuskaufhaus Barney’s New York zu kaufen waren. Was meinen Sie, worin könnte hier ein Vorteil für die Arbeit des Ausschusses liegen?

Sebastian Leber: Passt diese Selbstdarstellung zu Ihrer Aussage, es gehe Ihnen stets um “Richtigkeit” und “Wahrheit”?

Viviane Fischer: Wo sehen Sie einen Widerspruch? Es ist wahr, ich bin Rechtsanwältin und Volkswirtin.

Sebastian Leber: Auf Rubikon werden Sie damit gepriesen, ein Schwerpunkt Ihrer juristischen Tätigkeit liege in der Initiierung und Begleitung von gesellschaftspolitisch relevanten Klagen. Welche gesellschaftspolitisch relevanten Klagen haben Sie vor 2020 initiiert und begleitet? Wann war dies jeweils?

Viviane Fischer: Als Anwältin unterliege ich der Schweigepflicht, ich kann Ihnen daher selbstredend keinerlei Auskünfte hinsichtlich konkreter Mandate geben. Ich kann nur soviel sagen, dass ich vor 2020 u.a. zwei Verfassungsbeschwerden im Sozialrechtsbereich vertreten habe.

Sebastian Leber: Gehört die Anwaltsrobe, die Sie im Corona-Ausschuss tragen, Ihnen? Wann haben Sie diese zuletzt in einem  Gerichtsgebäude getragen? 

Viviane Fischer: Es freut mich, dass Ihnen meine Robe, die ich in der Sitzung getragen habe, als ich den Eid, den wir Anwälte auf unser Grundgesetz leisten, verlesen habe, positiv aufgefallen ist. Ich habe sie im Herbst 2020 zusammen mit einem befreundeten Berliner Modelabel entworfen. Die Anwaltsroben, die man von der Stange kaufen kann, sind in der Regel wenig stylish, diese Robe ist es. Wegen der Corona-Problematik hatte ich zu meinem Leidwesen noch keine Gelegenheit, sie vor Gericht zu tragen.

Sebastian Leber: Seit wann ist Ihre Homepage www.vivianefischer.de online?

Viviane Fischer: Meine Anwalts-Homepage gibt es seit ca. vier Jahren. Ich habe sie selbst entworfen und finde sie auch wegen des Wahlspruches „Ein einziger mutiger Mensch ist für sich schon eine Majorität“ immer noch – erschreckend – aktuell. Ich konnte damals ja nicht ahnen, wie wichtig Mut nur wenige Jahre später werden würde!

Sebastian Leber: Haben Sie staatliche Corona-Hilfen als Designerin oder als Rechtsanwältin oder beides beantragt?

Viviane Fischer: Wenn Sie mich zu wirtschaftlichen Dingen befragen, darf ich Sie dann auch zu wirtschaftlichen Dingen befragen?

Nachtrag Viviane Fischer:

Herr Leber, Sie wissen ja, dass es uns im Ausschuss ein großes Anliegen ist, den gesellschaftlichen Diskurs wieder zu eröffnen. Wie Jens Spahn schon Mitte letzten Jahres angemerkt hat: „Es wird viel zu verzeihen geben“. Je früher der Dialog daher beginnen kann, umso besser. Es würde mich freuen, wenn wir unser kleines Interview zum Anlass nehmen könnten, uns regelmässig gegenseitig zu befragen, auf 2020News oder auch im Tagesspiegel. 

Meine aktuellen Fragen an Sie sind:

1. Was würden Sie als den mutigsten Moment in Ihrem Leben bezeichnen?

2. Haben Sie Freundschaften verloren in Zusammenhang mit Corona?

3. Was entbehren Sie derzeit am meisten?

4. Macht Ihnen die Vorstellung Angst, dass es nach der Pandemie kein zurück zu old normal mehr geben könnte? Welcher Aspekt beängstigt sie dabei am meisten?

5. Man sagt, in jeder Krise liege eine Chance. Worin könnte aus Ihrer Sicht die Chance in der Corona- und Lockdownkrise bestehen?

6. Was meinen Sie, womit kann der Spaltung unserer Gesellschaft wirksam begegnet werden?

7. Ziffer 9 des Pressekodex lautet: „Schutz der Ehre – Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.“ Könnte dieser Punkt nach Ihrem Empfinden bei der teilweise wie hasserfüllt wirkenden Berichterstattung über Teilnehmer:innen an den Berliner Antimassnahmen-Demonstrationen als Nazis, Aluhüte etc. berührt sein?

8. Ziffer 15 des Pressekodex lautet „Vergünstigungen – Die Annahme von Vorteilen jeder Art, die geeignet sein könnten, die Entscheidungsfreiheit von Verlag und Redaktion zu beeinträchtigen, ist mit dem Ansehen, der Unabhängigkeit und der Aufgabe der Presse unvereinbar. Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lässt, handelt unehrenhaft und berufswidrig.“ Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Förderung von Zeitungen und Zeitschriften z.B. durch Spenden der in Pharmafirmen investierten Bill & Melinda Gates Stiftung?

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