Donnerstag, November 7, 2024
RechtDie rätselhafte Reise des Pascal Najadi

Die rätselhafte Reise des Pascal Najadi

Ein Bericht von Wieland Momper

Der Schweizer Pascal Najadi ist vor kurzem dadurch aufgefallen, dass er behauptet hat, „erfolgreich“ in den USA gegen die Pfizer Inc. zu klagen, gar schon „gewonnen“ zu haben, obwohl seine Klage dem Gegner wohl noch nicht einmal zugestellt ist und tatsächlich sehr wenig Aussicht auf Erfolgt hat. Ausweislich seiner Social Media Posts befindet sich Najadi seit Anfang Juni 2023 mit Freunden auf einer Luxusyacht im Mittelmeerraum. Sein Reisebericht wirft viele Fragen auf.

Er sei von seinen Impfschäden so beeinträchtigt, dass er sich nun erst einmal (mit einer Bloody Mary in der Hand) erholen müsse, teilt Najadi am 4. Juni 2023 mit. Er spricht von geringer Sauerstoffsättigung in seinem Blut und zeigt ein Foto von Sauerstoffflaschen, die er auf der Reise mitzuführen scheint.

Hm, ist das nicht ein recht hohes Risiko, so ein Segeltörn, für jemanden, der nicht genug Luft bekommt? Wie kommt man ggfls. schnell genug in ein Krankenhaus, wenn sich der Zustand verschlechtert? Aber vielleicht hat das Meer ja eine ungemein große heilende Wirkung auf Najadi, zu hoffen wäre es.

Najadi scheint seine Erholungsbemühungen der versierten Crew der Luxusyacht Parsifal III anvertraut zu haben, von der er im Rahmen seines persönlichen Reiseberichts eine Interioransicht postet. Auf der 54m Segelyacht Parsifal III, gebaut von der italienischen Werft Perini Navi, haben bis zu 12 Gäste in fünf Kabinen und bis zu neun Crew-Mitglieder Platz. Auf der Webseite www.yachtcharterfleet.com kann man lesen: „Diese mehrfach preisgekrönte Yacht verfügt über eine von Remi Tessier entworfene Innenausstattung…. Für das ultimative Segelerlebnis bietet die Parsifal III die perfekte Mischung aus luxuriösem Leben und jeder Menge Abenteuer, sobald die Segel gehisst sind. Kommen Sie an Bord und erleben Sie den Zauber einer Segelyachtcharter selbst… Ein Charter auf der Parsifal III ist komfortabel und bequem dank der Annehmlichkeiten, die das Schiff bietet, einschließlich eines Whirlpools an Deck, der perfekt ist, um die Landschaft mit Ihrem Lieblingsgetränk in der Hand zu genießen…“

Die Ästhetik des Luxudesigners Remi Tessier ist tatsächlich einzigartig exklusiv. Auf seiner Webseite schreibt er: „Obwohl jedes Einrichtungsprojekt auf den Kunden zugeschnitten und maßgeschneidert ist, haben sie alle eine ruhige Eleganz gemeinsam. Schließlich sollten Luxus und Raffinesse eher spürbar als aufdringlich sein. Daher sind außergewöhnliche Qualität und unmerkliche Details die Eckpfeiler von Rémis Designphilosophie.“

Irritierenderweise hat Najadi die abendliche Impression von seiner Luxusunterkunft offenbar gar nicht selbst aufgenommen. Er scheint sie der Webseite des Yachtvermittlers Edmiston entnommen und bearbeitet zu haben. Das Logo „Edmiston“ ist weggeschnitten, das Foto erscheint dunkler. Der Vergleich der Hintergrundelemente (z.B. weisse Linie rechts, helles Licht links) und Details wie die Position der Kerzen auf dem Tisch zeigt aber eindeutig: es ist das gleiche Foto.

Wollte Najadi vielleicht nur mit einem Beispielsfoto zeigen, wie schön es grundsätzlich auf einer Yacht sein kann, obgleich er selbst mit einer viel weniger pompösen Yacht unterwegs ist? Der Kommunikationsverlauf suggeriert anderes.

Auf die Frage eines Followers schreibt Najadi: „Ja, das sind Einzelanfertigungen aus Viareggio, Italien. Die besten ihrer Klasse ohne jeden Zweifel. Silvio Berlusconi hatte auch eine, „Vai Via Principessa“, lustiger Name…. ;-).

Die nur privat genutzte Vai Via Principessa (zu deutsch „Geh weg Prinzessin“, Anm. der Redaktion) wurde tatsächlich auch von Perini Navi gebaut. Najadi bestätigt dem Follower damit, dass die von diesem wohl erkannte Luxusyacht auf seinem Urlaubsfoto aus dem Hause Perini Navi ist. Das ist ja auch korrekt, es ist die Parsifal III.

Die Yacht gehöre Freunden von ihm, teilt Najadi als Antwort auf einen Twitterkommentar von @barbouillech mit, der Najadi vorschlug, doch zu Spenden aufzurufen, um das teure Dinner auf der Yacht zu bezahlen. Tatsächlich ist das Leben auf der Yacht finanziell sehr aufwendig. Ihre Charterkosten liegen im Sommer bei € 235.000 aufwärts pro Woche, für Essen und Service an Bord sind weitere € 22.000 fällig, kein Wunder, denn es ist ja viel Attraktives geboten: „Erleben Sie in diesem Sommer die magischen Orte, Speisen und Erlebnisse des Mittelmeers vom Luxus Ihrer eigenen Segelyacht aus. Die Parsifal III, ihr Kapitän und ihre talentierte Crew sind bereit, dafür zu sorgen, dass Ihr Segelerlebnis einzigartig ist.“, läßt uns die Chartergesellschaft bei der Bootsbeschreibung wissen.

Der Eigner der Yacht ist der Däne Kim Vibe Petersen, der mit Kaffee viel Geld verdient hat. Sein Nettovermögen wird auf € 200 Millionen geschätzt. Ist er ein enger Freund von Najadi, so eng, dass Najadi einer der glücklichen – bis zu – 12 Passagiere ist, der (vermutlich mit Begleitung) eine der fünf Kabinen bewohnen darf?

Oder kann es sein, dass Najadi bei den Äußerungen zu den Eigentumsverhältnissen am Schiff nicht ganz präzise ist? „Gehört“ die Yacht in Najadi’s Augen zumindest vorübergehend auch möglichen Charterkunden? Wer sind dann diese Freunde? Klar ist: Wenn Najadi hier nicht von seinem potentiellen Freund Petersen eingeladen worden ist, so hat er auf jeden Fall andere finanziell sehr potente Freunde.

Aber ist Najadi überhaupt zu einem kostenfreien Segeltörn eingeladen worden oder trägt er womöglich einen Teil der Kosten selbst?

Najadi befindet sich ausweislich seines Posts am 16. Juni 2023 immer noch auf dem Segeltrip, über den er am 3. Juni 2023 erstmals getwittert hat. Bei einem Charter wären nunmehr schon Kosten in Höhe von circa € 500.000 für die Luxusyacht aufgelaufen. Für den Fall, dass Najadi selbst einen signifikanten Betrag beisteuern sollte (verteilt auf 12 mögliche Cruseteilnehmer stehen ja circa € 42.000 pro Kopf im Raum), fragt es sich, warum er sich keinen Anwalt leisten konnte bei der auch schon aus formalen Gründen wenig erfolgversprechenden Klage gegen die Pfizer Inc. in New York. Warum musste sich Najadi bei dem Betreiben der auf handschriftlich ausgefüllten Formblättern eingereichten Klage der Privatperson Ana McCarthy bedienen, wenn das Geld für Urlaubsreisen möglicherweise so derart locker sitzt?

Zwischenzeitlich hat Najadi sich angabegemäß mit McCarthy entzweit, weil sie ihn beleidigt und diffamiert habe, und will nicht mehr Teil ihrer juristischen Bemühungen gegen Pfizer in New York sein. Er schreibt: „Ich habe entsprechende Konsequenzen gezogen und arbeite nicht mehr mit Ana McCarthy an Projekten, Klagen gegen Pfizer Inc. New York, und kooperiere insoweit auch nicht mehr mit ihr. Sie wird von nun an alleine alle Klagen gegen Pfizer Inc. New York in den Rechtssachen 101048/22 und 100197/23 betreiben, letztere betrifft meine Person und Schweizer Strafverfahren, die in ihrem Namen als Ana McCarthy vs. Pfizer Inc. NY am New York State Supreme Court, Manhattan, West Street, NYC (anhängig ist).“ Die gemeinsame Webseite www.nmp-associates.com (hier ein Schnappschuss aus der Wayback-Machine), mit der um Spenden für die gemeinsamen justisichen Aktivitäten geworben wurde, würde künftig nur noch die Entwicklung seiner drei Schweizer Strafanzeigen zum Inhalt haben, so Najadi.

Najadi ruft nun aber für sich selber in zig Sprachen mit einer neuen Donorbox zu Spenden auf. Sein neues Ziel sind CHF 20.000, auf das bislang CHF 1,574.31 eingegangen sind. Sind das nicht Peanuts angesichts eines derart teuren Segeltörns? Für Najadi selbst oder zumindest für seine überaus großzügigen Freunde? Warum da überhaupt ausschließlich oder zusätzlich Geld vom kleinen Mann einwerben? Was ist mit den circa € 46.000 geschehen, die Najadi für die aussichtslosen US-Klagen an Zuwendungen in der alten Donorbox erhalten hat? Und wieviel Geld ist auf seinem Konto bei der Schweizer Raiffeisenbank eingegangen? Wofür wurde es verwendet? Anwaltskosten dürften kaum damit bezahlt worden sein, wie von 2020News berichtet ist nicht erkennbar, ob und in welcher Umfang bei den wenig professionellen Pfizer-Klagen, die McCarthy „pro se“, also ohne anwaltliche Vertretung eingereicht hat, überhaupt Anwälte involviert gewesen sind.

Aber befindet sich Najadi nun überhaupt an Bord der Parsifal III oder hat er mit dem Posten des Fotos lediglich diesen Eindruck vermitteln wollen? Am 3. Juni 2023 lässt Najadi die Welt wissen, dass er sich auf einem Segeltörn von Sardinien nach Kroatien befinde. Seltsamerweise liegt die Parsifal III, deren Foto er am 4. Juni 2023 als Ansicht seiner Luxusunterkunft postet, zu diesem Zeitpunkt im Hafen von Palma de Mallorca vor Anker, wie man der Webseite www.vesselfinder.com entnehmen kann. Sardinien ist von Mallorca 513,46 km Luftlinie entfernt, das sind ca. 250 Seemeilen. Zu weit für einen Tagesausflug.

Die Parsifal III ist dann via Port Vendres, Frankreich, nach Ibiza gesegelt und liegt dort seit dem 10. Juni 2023 vor Anker.

Najadis Route scheint jedoch einen ganz anderen Verlauf genommen zu haben. Er ist ausweislich seines Reiseberichts von Sardinen nach Kroatien, Messina, Casablanca und jetzt Tangier gesegelt.

Was ist hier los? Hat Najadi das Foto der Parsifal III hochgeladen, obgleich er sich gar nicht auf dieser Yacht befindet? Mit welchem Schiff ist er dann unterwegs? Falls er doch an Bord der Parsifal III sein sollte, korrekterweise vor Ibiza statt bei Tangier, warum teilt er dann nicht deren tatsächlichen Standort mit? Wer sind die Personen, mit denen er segelt? Sind es die Leute, die auf dem Foto zu sehen sind, oder ist das eventuell ein Stockphoto mit irgendwelchen Models, die glückliche Luxussegler miemen? Warum gibt es keine Fotos von Najadi selbst an Bord der Luxusyacht? Was bringt ein Reisebericht für die Follower, wenn er nicht der Realität entspricht?

Dass Najadi aktuell immerhin auf See ist und nicht in Balkonien und dass es luxuriös zuzugehen scheint, bestätigt seine ehemalige Mitstreiterin McCarthy in einem Tweet. Sie schreibt „Ich habe Dich angerufen, um mit Dir zu sprechen, aber da Du nicht verfügbar bist, weil Du gerade – an der kurzen Leine – mit Deinem neuen „Milliardärs“-Geschmack der Woche über die Weltmeere schipperst, habe ich eine Nachricht für Dich bei Deiner lieben, schönen Frau hinterlassen.“

Aber wo genau ist er und wer sind die Milliardäre, mit denen er sich umgibt? Und was bedeutet das: „kurze Leine“?

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