Donnerstag, Dezember 19, 2024
LänderberichteDeutschlandDrosten-Partner Olfert Landt: "50% der Infizierten nicht infektiös - warum dann Quarantäne?"

Drosten-Partner Olfert Landt: „50% der Infizierten nicht infektiös – warum dann Quarantäne?“

In einem Interview mit der Fuldaer Zeitung am 22.12.2020 teilte Olfert Landt, der Hersteller des sogenannten Drosten-Tests mit, dass schätzungsweise die Hälfte aller positiv getesteten Personen nicht infektiös seien. „Wir wissen, dass Leute mit einer geringen Viruslast nicht infektiös sind“, so Landt, Alleingesellschafter und Geschäftsführer der Firma TIB Molbiol. Um eine Gefahr für Dritte darzustellen, müsse ein Positiv-Getesteter „100-mal mehr Viruslast in sich tragen als die Nachweisgrenze der Tests“. Landt fordert vom RKI den „Mut“, lediglich bei hoher Ansteckungsgefahr Quarantäne zu empfehlen, ansonsten wären, so Landt, Kontaktvermeidungen ausreichend.

Weitere Äußerungen von Landt gegenüber der Zeitung lassen vermuten, dass die Anzahl der Nicht-Infektiösen sogar noch größer sein dürfte, wenn man die aufgrund von unsachgemässer Anwendung und Kreuzreaktivität falsch positiv-getesteten Personen herausrechnet. Diese scheint Landt bei seiner Schätzung gar nicht im Blick zu haben. Er äußerte gegenüber dem Magazin: „Sie können bei einer negativen PCR 100 Zyklen machen, und die bleibt dann auch negativ.“ Als Begründung führt er aus, dass es keine verwandten zirkulierenden Viren gäbe, weswegen falsch positive Ergebnisse ausgeschlossen seien.

2020News wird Landt um wissenschaftliche Belege für die Behauptung bitten, dass der SARS-CoV-2-Test ausschliesslich positiv auf SARS-CoV-2 anspringt. Der unter der Leitung von Prof. Drosten durchgeführte INSTAND-Ringversuch der Deutschen Akkreditierungsstelle hat bereits in Bezug auf eine Leerprobe 1,4 Prozent falsch positive Ergebnisse gezeigt. Bei mit harmlosen Coronaviren versetzten Proben lag die Rate falsch positiver Ergebnisse mit 2,6 bis 7,6 Prozent noch deutlich höher.

Die Firma TIB Molbiol vertreibt mit ihrem Produkt LightMix Modular SARS-CoV (COVID19) E-gene (Katalog-Nummer 53-0776-96) selbst eine Art „Breitband-SARS-Coronavirus-Test“, der bereits laut Beipackzettel „SARS und SARS-CoV-2 sowie andere Fledermaus-assoziierte, SARS-verwandte Viren (Sarbecovirus)“ detektiert, also nicht ausschliesslich spezifisch auf SARS-CoV-2 reagiert.

Zweifel an der wissenschaftlichen Haltbarkeit der Aussagen von Landt bestehen auch insoweit, als der hochsensible PCR-Test auch Virentrümmer einer bereits überwundenen Infektion oder reinen Kontamination aufzuspüren vermag. Je höher die Zyklenzahl, umso mehr totes, nicht mehr replikationsfähiges Virenmaterial vervielfältigt der Test. Die schiere Ansammlung der Virentrümmer, so irrelevant sie medizinisch sein mag, kann so die Positiv-Messgrenze des Tests überspringen und zu einem falsch positiven Testergebnis führen. Dieses Phänomen ergibt sich bekanntermassen vielfach bei mehr als 30 durchgeführten Replikationszyklen.

Der LightMiX Modular SARS-CoV (COVID19) E-gene Test aus dem Hause TIB Molbiol hat einen empfohlenen Cut-Off-Wert von 36 Zyklen. Bei dem Produkt LightMix Modular SARS CoV (Covid19) RdRP (Katalog-Nummer 53-0777-96) liegt der empfohlene Cut-Off-Wert sogar bei 40 Zyklen.

Landt fordert im Interview in der Fuldaer Zeitung ein Umdenken der Behörden: „Es wäre klug, wenn man die Testergebnisse mit einer Bewertung herausgeben würde“. Er schlägt vor, dass einer Person, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde, aber gar nicht oder nur wenig infektiös sei, behördlicherseits zum Beispiel nur auferlegt werde, Kontakte zu vermeiden. Eine Quarantäne solle nur dann angeordnet werden, wenn die Ansteckungsgefahr hoch sei. „Das traut man sich leider in der Öffentlichkeit nicht“, sagt Landt, der sich gerade vom Robert Koch-Institut diesbezüglich „mehr Mut“ wünscht.

Indirekt bestätigt Landt mit dieser Aussage, dass es letztlich doch auf die Anzahl der durchgeführten Zyklen ankommt. Der PCR-Test ist kein qualitativer Test. Er kann daher nicht durch andere Parameter als die Zyklenanzahl feststellen, ob eine lebendige Infektion im Gange ist. Je früher der Test anspringt, um so höher die Virenlast und um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein positives Ergebnis mit einem medizinisch relevanten Infektionsgeschehen korreliert.

Nach eigenen Angaben gegenüber der Fuldaer Zeitung verkauft Landt derzeit ca. zwei Millionen Tests pro Woche. Bei einem Kaufpreis von ca. € 5 pro Test-Set liegt der Monatsumsatz von TIB Molbiol aktuell damit bei ca. € 40 Millionen. Noch in 2019 hatte die Firma einen Jahresumsatz von ca. € 16 Millionen, bei einem Reingewinn von ca. € 7 Millionen.

Befragt zu möglichen geschäftlichen Verquickungen zwischen der Charité und TIB Molbiol führt Landt aus im Interview mit der Fuldaer Zeitung aus: „Die Charité kauft gelegentlich Primer und Sonden für die Forschung – das ist die einzige Geschäftsbeziehung“ und „Geldflüsse oder sowas gibt es nicht.“

2020News liegt jedoch die Information vor, dass die Labor Berlin Charité Vivantes GmbH – Laborleitung Prof. Drosten – ihre SARS-CoV-2-Testkits von der Firma TIB Molbiol bezieht. Der Einsendeschein zum Labor ist bemerkenswerterweise beim RKI unter dem Stichwort Konsiliarlabor für Corona-Viren verlinkt.

Die Aussage von Landt, mit der Charité im Sinne der Körperschaft öffentlichen Rechts keine Geschäftsbeziehungen zu unterhalten, wenn er zugleich jedoch beste Geschäftsbeziehungen zu deren Tochtergesellschaft pflegt, könnte sich insoweit als spitzfindig herausstellen.

Auch insoweit wird 2020News Landt zur Stellungnahme auffordern.

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