Dienstag, April 30, 2024
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Unwissenschaftlich: RKI behauptet, dass Geimpfte keine Überträger sind

Das RKI hat mit Schreiben vom 31. März 2021 eine Einschätzung zu der Frage der Bundesregierung abgegeben, „ab welchem Zeitpunkt geimpfte Personen mit so hinreichender Sicherheit nicht infektiös sind, dass eine Einbeziehung in Testkonzepte möglicherweise obsolet wird.“ Spätestens 15 Tage nach Gabe der zweiten Impfdosis sei dies der Fall, läßt der RKI-Präsident, Prof. Dr. Lothar Wieler, die Regierung wissen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass es für diese Behauptung keine wissenschaftliche Grundlage gibt.

Aus nicht näher erläuterten Gründen zieht Prof. Lothar Wieler als Vergleichsmaßstab die korrekte Erfassungswahrscheinlichkeit von Schnelltests heran.

Er schreibt: „Zur Bewertung von Schnelltests für den Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion liegt eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration vor. Diese zeigt, dass Antigen-Schnelltests bei Menschen mit Symptomen besser geeignet sind, Fälle von COVID-19 korrekt zu identifizieren als bei symptomlosen Personen. Bei Personen mit Symptomen wurden im Durchschnitt 72 % der Personen, die COVID-19 hatten, korrekt als infiziert identifiziert. Bei Personen ohne Symptome identifizierten die Antigentests dagegen im Durchschnitt nur 58 % der Infizierten richtig. Bei präsymptomatischen, bereits ansteckenden Personen dürfte dieser Wert in ähnlichen Bereichen liegen, möglicherweise mit einer Tendenz zu den symptomatischen Personen.“

Prof. Wieler’s Fazit: „Nach gegenwärtigem Kenntnisstand ist das Risiko einer Virusübertragung durch Personen, die vollständig geimpft wurden, spätestens zum Zeitpunkt ab dem 15. Tag nach Gabe der zweiten Impfdosis geringer als bei Vorliegen eines negativen Antigen-Schnelltests bei symptomlosen infizierten Personen.“

Dies würde bedeuten, dass von den geimpften Personen immerhin noch beachtliche 42 Prozent weiterhin Virus-Überträger sein können. Demgemäß erwähnt Prof. Wieler auch in seinem Schreiben, dass die Einhaltung der AHA+L-Regeln und die Selbstisolation bei Auftreten von Symptomen weiterhin hilfreich sein können.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die von Prof. Wieler bemühte Studie, die beweisen soll, dass „selbst bei Menschen, die trotz Impfung PCR-positiv werden, die Viruslast signifikant reduziert wird und weniger lang anhält (verkürztes Shedding)“ diesen Beleg nicht erbringt und aufgrund ihres Studiendesigns gar nicht erbringen kann.

Bei der Vorab-Veröffentlichung handelt es sich um eine nicht peer reviewte Studie, die mit Mitteln des Staates Israel finanziert worden ist. Sie leidet an einer Reihe methodischer Probleme:

  • Bei den geimpften Personen, die mehrfach positiv getestet wurde, ist lediglich der erste positive Test nach der Impfung in die Statistik eingeflossen. Vor diesem Hintergrund ist die Feststellung, dass die Viruslast nach 12 Tagen abfällt, ohne Aussagekraft.
  • Das Vorhandensein einer „Infektion“ wurde ausschließlich über RT-qPCR-Tests „ermittelt“ – es ist keine Anzüchtung und offenbar auch keine weitere Diagnostik (klinisches Bild von COVID-19, Antikörpernachweis) durchgeführt worden.

Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass der scheinbare „Impferfolg“ mit der behaupteten 4-fachen Senkung der Viruslast einfach auf einer CT-Wert-Verschiebung von 25 auf 27 beruht: In der Studie wird anhand von PCR-Tests nach der Impfung (mit BNT162b2) aufgezeigt, dass bei geimpften Probanden, welche ab Tag 12 nach der ersten Impfung in der PCR für SARS-CoV-2 positiv werden, der CT für die drei getesteten Gene (E, N, RdRp mittels des Seegene Allplex Testkits, welcher laut Instant Ringversuch 340 einen Spezifität von 96-98,4 aufweist) von einem mittleren CT von 25 auf einen mittleren CT von 27 ansteigt. In Deutschland werden ohnehin viel höhere Werte noch als positiv gewertet. Aktuell gilt alles unterhalb von 30 CT als positiv, so dass eine CT-Wert-Verschiebung von 25 CT auf 27 CT für Deutschland statistisch irrelevant ist und keinen Effekt auf die Infiziertenzahl – besser Test-Positiven-Zahl – entfalten kann.

Prof. Wieler’s Betrachtungen münden in der Feststellung: „Aus Public Health-Sicht erscheint das Risiko einer Virusübertragung durch Impfung nach gegenwärtigem Kenntnisstand in dem Maß reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der Erkrankung wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr spielen.“

Darf man daraus dann auch schliessen, dass die 42 Prozent Positiven unter den umgeimpften Symptomlosen, die der Antigen-Schnelltest nicht erkennt, für die Epidemiologie in gleichem Masse irrelevant sind?

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